TT Leserbrief

 

„Der Druck bleibt weiter aufrecht“ TT 2. Juli 2016

 

Die IG BÜRGERINITIATIVEN INNSBRUCK hat nicht den „Wohnungsbauboom in der Stadt in Zweifel gezogen“, wie Stadtrat Wanker meint, sondern deren Übermaß an baulicher Dichte, verbunden mit dem Verlust von Wohn- und Lebensqualität, Verlust von leistbarem Wohnraum, von Grünflächen usw. An vier Beispielen haben wir dies aufgezeigt. 1. O-Dorf: Verbauung des Olympiaparks mit zusätzlich 250 bis 300 Wohnungen im ohnehin schon dicht bebauten Stadtteil. 2. Südtiroler Siedlungen: Großflächig soll nach den Vorstellungen der Stadt „nachverdichtet“ werden, durch Absiedelung, Abbruch und verdichtetem Neubau, Aufstockungen und Innenhofverbauungen. Aktuell sollen nach den vorliegenden „Masterplänen“ in Pradl- Ost vielfach bereits sanierte 40 Vierfamilienhäuser mit 160 Wohneinheiten und im Pradler Saggen 28 Sechsfamilienhäuser entsiedelt und abgebrochen werden. Zusammengenommen gibt es bereits rund 270 leersehende Wohnungen, viele von ihnen schon seit Jahren. Sehenswert sind diese beiden „Potemkinschen Dörfer“ mitten in Innsbruck, in denen nur mehr Mausmeister und Vorhänge in den verlassenen Wohnungen für einen lebendigen Eindruck, wohl noch für Jahre,  sorgen. 3. Blocksaggen: Systematisch betreibt die Stadt die  Höherzonung sowie die Verbauung der großen, grünen und ruhigen Höfe. 4. Beispiel Zima Q1, „Leben am Pechepark“. Ein abschreckendes Beispiel einer Investorenplanung, bei der die Stadtpolitik/ Stadtplanung als Handlanger (Wettbewerb, Bebauungsplan) und Trittbrettfahrer auftritt. Mit einem Übermaß an baulicher Dichte (Geschoßflächenzahl von rund 3,1) ist dies eine „parasitäre Architektur“, die versucht, Wohnqualität aus der Umgebung (dem gleichzeitig in großen Bereichen von ihr beschatteten Pechepark) zu beziehen, aber keinen Mehrwert an den umgebenden Stadtteil zurückgibt.

 

Innsbruck erlebte allein in den letzten fünf Jahren einen noch nie dagewesenen Bevölkerungszuzug von über 11.000 Personen, der zu fast 100% dem nichtösterreichischen Bevölkerungsanteil zuzuordnen ist. Das entspricht der Bevölkerungszahl von Axams(2.500), Götzens (4.000), Natters (2.000) und Mutters (2.000) zusammengenommen. Dem entsprechend deuten die Prognosen für 2025 in Richtung 175.000 anwesende Bevölkerung (derzeit 150.000) bei einer Quote der Nichtösterreicher von 42%. Die IG BÜRGERINITIATIVEN INNSBRUCK forderte von der Stadt eine umfassende Analyse sowie sozialverträgliche Strategien zur Bewältigung kommender Herausforderungen im Rahmen des Stadtentwicklungskonzeptes ÖROKO 2025 und regte restriktive Maßnahmen zur Eindämmung des derzeit ungehemmten und geförderten Zuzuges (wir schaffen das!) an. Stadtrat Wanker hält davon nichts und meint, „die Menschen werden darauf nicht reagieren“. Demnach gilt weiter des Planungsstadtrats Fritz alternativloses Credo: „Es wird enger, wir müssen zusammenrücken, dichter und höher bauen.“

 

DI Siegfried Zenz